11. August war der Tag der Wahrheit, mitten in den Sommerferien (jedenfalls was NRW betrifft) und 2 Tage vor meinem Urlaub. Da kann der Monschau-Marathon ganz schön hart sein. Nicht wegen des frühen Aufstehens (8:00 Uhr ist Start), sondern der Temperaturen wegen. Und die können sich ja auch schnell ändern. Deshalb gab es 3 verschiedene Zeitvorgaben, jeweils kilometerweise vorberechnet und dem Höhenprofil angepaßt: 4 Stunden, 3:45 oder 3:30. 3:30 schien mir schon fast vermessen. Meine Bestzeit ist 3:22, und das im flachen Bonn bei guten Temperaturen. Diesmal sollten es bestimmt 750 Höhenmeter mehr sein.
Nun fängt so ein Lauf ja nicht mit dem Startschuß an:
Tage vorher schon der Blick auf die Wetterkarte, Was ziehe ich an? (sind
die Sachen auch gewaschen), Wieviel laufe ich vorher noch?
Freitags kam Georg und damit der zweite Gast, nach Sonjas Freund Jim. Und natürlich gingen wir erst mal eine halbe Stunde laufen.
Für Samstag Abend war grosses Nudelessen angesagt. Neben den temporären
Gästen Rainer und Lukas mit Anhang kamen auch Ingo und Elena zur
Übernachtung. Damit war das Haus voll.
Aber wo blieb Sabine mit der Käsesauce? Irgendwann kam Sabine, hatte
aber die Sauce vergessen. Kein Problem, wozu haben wir denn eine Küche?
Irgendwann waren alle satt und es ging für nach Hause bzw. ins Bett.
Immerhin war für 5:30 der Wecker gestellt
5:45 Frühstück: Rainer und Lukas kamen wieder, außerdem Jochen. Der
bekam die Letzte der Startnummern, die Georg am Samstag schon geholt
hatte.
Leider haben wir nur 3 Toiletten, da paßten nicht alle gleichzeitig drauf. So verschob sich die Abfahrt um ein paar Minuten - egal. Und so ganz geräuschlos ging das auch nicht ab - die Frauen wurden teilweise kurz geweckt - Entschuldigung.
Früh genug waren wir da. Parkplatz wie immer kein Problem. Umziehen. Wo sind die Toiletten?
Letzter Blick nach oben: Wolken. Also 3:30.Erst ist noch Platz genug, aber nach 1500m kommt eine enge Stelle, steil bergab. Da sollte man nicht im Stau stehen. Dann runter nach Monschau. Am Parkhaus die erste Wasserstelle. Jetzt schon was trinken? Zwei Schluck können nicht schaden.
Dann die Rur entlang. Bei km 7 die erste offizielle Wasserstelle. Ein
kurzer Blick zu meinem Ex-Kollegen Torsten (Danke. Ich hätte keine Lust
für so'n paar Bekloppte um 5 Uhr aufzustehen.). Noch mal 2 Schluck, über
die Brücke und an den ersten Berg.
Rechts die Stoppuhr - alles in time. Links die Pulsuhr - alles im grünen
Bereich.
Leicht auf und ab nach Widdau. Bald kommt die Stunde der Wahrheit - das
Holderbachtal.
Puls 163, 165. Das muß berghoch reichen. Die, die an mir vorbeizogen,
hatte ich kurze Zeit später bergab wieder eingeholt. Nach 18 km kamen
wir aus dem Wald. Bei mir die ersten beiden Frauen, kurz danach nur noch
die Zweite.
Halbmarathon in 1:39:05 (war die Markierung bei 21 oder 21,1?).
Dann wurde es einsam für mich. Kaum MitläuferInnen auf dem Weg nach Kalterherberg.
Dort gibt es viele Verpflegungsmöglichkeiten, aber heute brauche ich sie
nicht.
Wozu Schwämme, es hat doch sogar ein paar Tropfen geregnet?
Die "übliche" Gartendusche am Ortsausgang war erst garnicht aufgebaut.
Dann noch mal bergab, leicht bergauf (hatte ich hier nicht vor 2 Jahren erste Probleme), noch mal bergab, über den Bach - Leyloch. Gefürchtet.
Aber dieses Jahr kein Problem für mich. Nicht zu schnell angehen, zu
heiß ist es auch nicht. Oben wartet mein Fanclub (danke für die mentale
Unterstützung) mit dem Trinkgurt. Nee danke - heute nicht.
Direkt weiter. Ich bin gut in der Zeit, aber man weiß ja nie.
Ab km 38 treibt ein Idiot seinen "Freund" an: "Es geht nicht bergauf, das ist nur eine Frage des Kopfes", "Du bekommst nur warmes Bier, wenn du so lahm weiterläufst" etc. Solche Freunde brauche ich nicht.
Bei km 39 noch ein Plausch mit einem etwas älteren Herren. Wie habe ich
vor 2 Jahren noch die Beiden vom Lauftreff Neandertal bewundert, die
locker quatschten und mit 3:59 ins Ziel kamen...
Aber ich hätte besser auf meinen Puls geachtet und mir die Puste
gespart. Kurz vor Schluß merke ich doch, daß nicht mehr so viel Kräfte
da sind. Aber egal, gleich bin ich da. Von der Steigung bergauf kann ich
ruhig ein paar Meter gehen.
Km 42, da wartet wieder der Fanclub. Bettina läuft mit mir, sie zieht mich. Nicht zu schnell, sprinten ist nicht mehr. Das Ziel: 3:27:01!
Super. T-Shirt und Medaille.
Wo ist der Getränkestand? Ein Tee. Zu wenig getrunken unterwegs? Noch ein Tee. Und noch einer. Und noch einer.
Dann zurück zum Fanclub. Da merke ich dann, daß es doch nicht soo warm ist. Aber ich habe ja ein neues T-Shirt. Und dann noch eine Jacke.
Dann kommt Rainer und ich begleite ihn ins Ziel. Aber sprinten kann ich immer noch nicht.
Aber zu den Wagen, die Sachen holen. Etwas mehr anziehen, dann zum Picknickplatz.
Wie üblich (ab dem 2. Jahr gibt es schon Traditionen) auf der Wiese zwischen Kirche und Ziel.
Da ist es gemütlich, nicht zu voll, man kann den LäuferInnen zujubeln und dabei essen und trinken.
Mittlerweile sind auch Jochen und Ingo da. Und dann auch Georg und Sabine.
Es wird viel gegessen und getrunken, noch mehr erzählt. Was man erlebt hat, wie man sich gefühlt hat.
Irgendwann kommen kaum noch LäuferInnen, fast alle sind im Ziel.
Irgendwann sind die ersten Urkunden gedruckt und wir holen sie ab.
Und irgendwie merke ich, ich bin ganz schön kaputt.
Aber schön ist es doch - immer wieder.
Bis bald - in Berlin, am Rursee, in Paris oder auf der Jungfrau.
Helmut