Laufbericht vom Drei-Zinnen-Marathon
7. September 2003

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Nach 2 Wochen Urlaub in Südtirol und ausreichender Akklimatisationszeit stand am 07.09.03 der Drei-Zinnen-Marathon an, lt. RunnersWorld + Spiridon der schönste Berglauf überhaupt.

Nicht nur in den vergangenen 2 Wochen bin ich Berge gelaufen, Monschau war ja auch erst 4 Wochen her.

Sonntag, Abfahrt um 06:30 Uhr nach Sexten, alleine frühstücken ist doof, also habe ich mir das Marathonfrühstück ausgesucht. Naja, die Auswahl war dürftig und sehr viele Teilnehmer hatten ein individuelles Frühstück vorgezogen. Nach den vergangenen sehr warmen Tagen war es doch recht frisch geworden. Erst als die Sonne über den Berg kam, wurde es im Startbereich schön warm.

Bekannte Gesichter hatte ich wirklich nicht in Sexten erwartet - überrascht sah ich dann Ursula Meister mit einer ganzen Gruppe vom TV Mühlheim (Ursula Meister war uns in Brühl 12 h solo aufgefallen, wurde eine Woche später von Helmut in Spich beim 10er überrundet, in Monschau haben Hanns + ich Sie bei km 22 überholt).

Am Start die unterschiedlichsten Typen: überdurchschnittlich viele ältere Semester, jede Menge Spitzencracks aus aller Welt (u.a. auch der amtierende Berglaufweltmeister) und auch einige Teilnehmer in Wanderschuhen(!), Zwei Teilnehmer hatten Wanderstöcke dabei.

Höhenprofil
Das Höhenprofil

Der Startschuss erfolgte pünktlich, ich will langsam angehen! Den ersten km stoppe ich mit 5:02 (das wird sich noch ändern) - Bei km 1,5 der erste "Geher", ob das gut geht? Die ersten beiden Verpflegungen will ich auf jeden Fall laufend erreichen. Auf dem Weg ins Fischleintal sahen wir unsere trockenen Anziehsachen wieder. Der Heli brachte alles in Ziel. Etliche Läufer hatten eine Kamera dabei. Überraschend viele Zuschauer im Startbereich.

Km4 Fischleinbodenhütte - kurze Wartepause an der Verpflegung, die Becher sind knapp. Nicht weiter tragisch, weiter zur Talschlußhütte, immer noch laufend. Die ersten 200 HM waren geschafft, ab hier war mir der Weg von einem Spaziergang bekannt - wie erwartet lief hier niemand mehr, und das sollte über die Zigmondyhütte bis zum Büllejoch auch so bleiben. War es am Start noch sehr sonnig und warm, hatte ich trotz allem meine Jacke dabei (- mit Helmut hätte ich sicher darüber diskutieren müssen), so wurde es jetzt zunehmend bedeckter und deutlich kühler. Um meine Jacke wurde ich jetzt allseits beneidet.

Schade: die Kommunikation bergan klappte nur mit den wenigen deutschsprachigen Teilnehmern, mit italienisch komme ich noch nicht klar, und bei Puls 180 ist mein Englisch eine Katastrophe. Von der Talschlußhütte bis Büllejoch waren 730 + 220 HM zu überwinden. Zwischendrin, mitten im Hang eine Verpflegung, super Organisation.

Zigmondyhütte erreicht - ich war ein wenig enttäuscht, nur ein schmuckloses weißes Haus, keine Aussicht aufgrund der Witterung, mir war kalt, es ging immer noch steil bergan. Die Verpflegung jedoch war Klasse - es gab alles: Warmes, Kaltes, Cola, Müslis, versch. Sorten Obst, wirklich die volle Palette. Hatte ich auf dem Weg von der Talschlußhütte bis zur Zigmondy noch ca. 20 KollegenInnen passieren lassen müssen, ab hier hat mich bis ins Ziel nur noch einer (s.u.) überholt.

Weiter zum Büllejoch, die Läufer vor mir/über mir ließen den weiteren Streckenverlauf erahnen, er war noch schlimmer als es das Profil andeutete.

Zum Glück kamen nur noch ein paar haarige Passagen, direkt am Hang auf ganz schmalem Pfad, mehr als einmal sind wir an der Felswand entlang. Ein Trost, die Bergwacht hatte die Läufer fast immer im Blick - ein evtl. Absturz wäre also nicht unbeobachtet geblieben. Gut dass es noch trocken war. Am Büllejoch km14 wieder die gleiche Verpflegungspalette wie zuvor. Noch ein kleiner Anstieg, wir sahen schon den Weg bergab - schön: Es war wieder an laufen zu denken. Mir war kalt.

Langsam begann ich zu laufen, etwa 3 km bergab lagen vor mir, mir wurde auch sofort wärmer. Nur leider stellte ich jetzt fest, dass der Weg aus der Ferne viel besser aussah als es sich jetzt herausstellte. Es war nur sehr vorsichtiges Laufen auf dem sehr rutschigen Schotter möglich. Schneller als 7:15 min/km war nicht drin. (Wobei ich in Bereich der Sportler um mich herum noch einer der schnelleren Bergabläufer war). Zwischendurch immer mal wieder ein kleiner Anstieg, der dann dazu genutzt wurde, auch die Landschaft und die Traumwelt in den Dolomiten zu genießen - die Zeit war eh egal. Am Paternsattel waren die Lauf-KM dann wieder vorbei, erneut warteten 300 HM. Neben dem fantastischen Panorama sahen wir hier auch die Militärstationen in den Dolomiten, die anscheinend immer noch genutzt werden und überwiegend besetzt waren. Ein Überbleibsel aus Kriegszeiten. Noch zeitgemäß?

Panorama
Was für ein Panorama

Die ersten Läufer mit Krämpfen blieben am Rand stehen, einmal informierten wir den Rettungsdienst, der nicht weit entfernt hinter einer Kurve wartete.

KM 18, es begann zu regnen, es ging wieder hoch. Mir war es jetzt egal - nur noch max. 45 Minuten bis in Ziel - KM19, meine Wade zwickte - ignorieren (gut dass ich ausreichend Magnesium genommen hatte).

KM 20 wieder auf der Höhe, vor uns war das Ziel auf gleicher Höhe zu sehen, meine Laune wurde trotz des Regens besser. Der Abstand zu den 3 Kollegen, die die ganze Zeit weit vor mir waren, hatte sich beim letzten Anstieg deutlich verkürzt - eigentlich wollte ich nur ankommen, jetzt wuchs der Ehrgeiz: Die packe ich noch. Es ging wieder bergab.

Die letzten 300 m, noch 100 m laufen und dann wieder ein Stück klettern ins Ziel. 4 Militärs feuerten mich an - auch ohne italienisch verstand mich einer der Jungs: 'Nicht nur rufen - mitlaufen!' - und er tat es prompt. Es geht also auch ohne italienisch. 50 m vorm Ziel, ich hatte 2 überholt und war zeitgleich mit dem 3. war ich dann wieder auf mich gestellt. Den letzten Überholvorgang hab ich mir dann auf dem 50 cm breiten Kletterweg geschenkt.

Ziel erreicht - 03:30 als Marathonzeit wollte ich immer schon mal haben, aber nicht auf 21 km = 10 Min/km. Platz 621. Trotzdem - ich war zufrieden und heil im Ziel. (Die Siegeszeit lag knapp unter 01:50)

Hier oben war die Verpflegung noch besser als bis dato erlebt. In mancher Bäckerei würde ich mir eine solche Kuchenauswahl wünschen. Obst, Joghurt, alle Sorten Getränke gab es sowieso. Bis zum Zielschluss war es noch 1 h, die meisten Läufer waren im Ziel, das Angebot war trotzdem noch komplett vorhanden!

Herbert Aretz im Ziel
Herbert im Ziel

Es lagen noch deutlich mehr Kleidersäcke hier oben im Zielbereich, als die Ergebnisliste bzw. die Platzierung hergibt, es müssen rd. 100 TeilnehmerInnen ausgestiegen sein.

Schnell die trockenen Sachen anziehen und ab zur Pasta-Party - 7 km Fußmarsch bergab lagen noch vor uns. Die Alternative wäre gewesen: Ins RK-Zelt und mit dem Heli runter, ich nahm den Fußweg.

Nicht ganz verstanden habe ich, wo die rund 30 "Mitläufer" geblieben waren, die ich ab Zigmondyhütte überholt habe bzw. diejenigen, die dort sowieso schon hinter mir waren.

Lt. Ergebnisliste kommen in der offiziellen Zielzeit nach mir nur noch 30 SportkollegenInnen an.

Dass ich mich beim Abstieg hingelegt habe (umgeknickt) war dann nicht mehr tragisch. Der Abstieg wurde permanent von oben bewacht - der Heli war fast schon lästig - nicht nur ich habe mich hingelegt. Einer ist gar vom Weg abgekommen und ein bisschen in den Berg abgerutscht. Die Bergsteiger waren ruck-zuck da - gut dass der Heli da war.

Bei der Siegerehrung (im Startbereich) gab es dann noch Pasta für alle - echt gut. So hatte ich das auch noch nicht erlebt, noch besser als im Siebengebirge und da war’s schon einsame Spitze.


Fazit: Tolle Strecke und fantastisches Panorama ab Büllejoch (und ein paar Adrenalinschocks aufgrund des Abgrunds, der sich 30 cm neben mir auftat, waren auch noch dabei) - eine ideale Strecke, die man in 8 - 10 Stunden wandern kann - laufen muss da nicht sein.

Trotzdem, es hat Spaß gemacht, ich war heil im Ziel, und nächstes Jahr wartet ein neues Event - die Jungfrau - auf mich.

Schade - es gab keine Urkunde, keine Medaille.

Für nur 20 Euro gab es:
21 km Berglauf (10 laufen unter schwierigsten Bedingungen, 11 gehen), den freien Abstieg vom Berg 8 km, eine Busfahrt retour zum Startbereich, ein T-Shirt, traumhafte Verpflegung und viel zu sehen, ein echt preiswertes Vergnügen.


Und da war noch einer der mich nach der Zigmondyhütte überholt hat aber in keiner Ergebnisliste mehr auftaucht:

Der Berglaufweltmeister Martin Cox aus GB, wollte unbedingt gewinnen. Bei der Teilung der Strecke ca. km 7 hat er dann, klar vorne liegend den falschen Weg eingeschlagen und ist auf die Sprintstrecke (13 km) abgebogen. Diesen Irrtum hat er erst im Ziel bemerkt. (Die Siegerprämie für den "kleinen Lauf" hat er abgelehnt!). Wutentbrannt muss er sich die Startnummer vom Trikot gerissen haben und ist die 6 km bis zur Weggabelung bergab gelaufen um dann auf die Marathonstrecke abzubiegen. Als ich überholt wurde, hab ich mich zwar gefragt: Wo kommt der denn her, wieso überholt der mich erst jetzt wenn er so schnell laufen kann? - Jetzt kenne ich die Antwort.

 

Herbert