Erlebnisberichte vom Höhlenmarathon in Valkenburg am 09.01.2005

Grottenmarathon

Erlebnisbericht von Sylvie

Die Sache mit den Akkus (Bericht von Helmut)


Bericht von Sylvie

Mittwoch, den 22. Dezember
Es ist kurz nach 17:30 Uhr. Um 18 Uhr bin ich bei Helmut verabredet: Heute wollen wir einen Probelauf mit Helm und Stirnlampe machen, als Training für den Höhlenmarathon Anfang Januar. Ich befestige meinen Mountainbike-Helm auf dem Kopf und tue die Lampe in eine Tasche. Ich will nicht mitten in der Stadt verrückt aussehen! Kurz vor 18 Uhr bin ich bei Helmut. Ich befestige jetzt meine Stirnlampe auf dem Helm und versuche die beste Stabilität zu finden. Helmut macht dasselbe und wir laufen los. Wir sehen total bekloppt aus (egal, hier kennt mich eh keiner). Wir laufen Richtung Wald, aber erst mal sind es ein paar Kilometer auf der Straße.
Ein Radfahrer kommt vorbei und sagt: "Lichtkontrolle!". Es ist Stefan. Ich muss sofort laut lachen, denn ich kann mir vorstellen, wie wir aussehen. Stefan fragt uns: "Ihr macht eine Probe mit Stirnlampe?!". Es wird ein bisschen geredet und jeder geht weiter. Helmut sagt zu mir: "Tja, er hat uns nicht gefragt, wieso wir mit Helm laufen". Wieder lache ich. Es ist einfach lustig. Im Wald können wir endlich unsere Lampe benutzen. Komisches Gefühl am Anfang. Aber irgendwann gewöhnt man sich dran. Nach ca. 10 km merke ich, dass mein Helm an einer Stelle auf die Stirn drückt. Bis zum Marathon muss noch was geändert werden. Ein zweiter Probelauf muss stattfinden.

Freitag, den 7. Januar
Zweiter und letzter Probelauf. Ich stelle den Rahmen innerhalb des Helms ein bisschen anders ein. Dieses Mal befestige ich die Stirnlampe mit Kordel auf dem Helm. Die Lampe kann nicht mehr rutschen. Ich treffe Helmut und Rainer und wir laufen in den Wald. Irgendwann laufen wir eine Straße entlang und als ein Auto vorbeifährt, hören wir ein lautes "Aaaaah aaaaah aaaaaah". Ähhhhm ist das wegen der Lampe oder kann man trotz der Dunkelheit den Helm sehen? Mittlerweile ist es mir egal. Beim Marathon sehen alle gleich bekloppt aus!

Sonntag, den 9. Januar
Der Start ist um 12:30 Uhr. Das Wetter scheint in Ordnung zu sein, die Temperaturen liegen z. Zt bei 10 Grad. Wir müssen 25 Runden (1690 m lang, davon nur 90 Meter außerhalb der Grotte) absolvieren. In der Grotte ist es angenehm warm, 14 Grad, und die Luftfeuchtigkeit beträgt 96%. Wir werden also viel schwitzen. Deshalb habe ich mich entschieden, etwas kurzes anzuziehen.

Helmut und Sylvie kurz vor dem Start
Helmut und Sylvie kurz vor dem Start

Nach dem Startschuß laufen wir ein paar Meter auf der Straße und schon sind wir in der Grotte. Ich freue mich schon auf das, was kommen wird und bin total neugierig. Wie fühlt man sich beim Laufen in der Grotte? Wie reagiert mein Körper auf diese hohe Luftfeuchtigkeit? Erstens ist es gar nicht so dunkel, wie ich es mir vorgestellt hatte (die Strecke wird zum Teil beleuchtet). Zweitens ist der Boden uneben. Drittens ist es sehr kurvig (man kann nur ein paar Meter vor sich sehen).
Es kommt mir vor, als ob wir eine Meute von Ratten sind, die in einem Labyrinth losgelassen wurden. Kurve um Kurve läuft es weiter und wir kommen aus der Grotte, durch den hellen Himmel leicht geblendet wie Maulwürfe, die aus der Erde rauskommen.

Sylvie
Sylvie

Eine Runde ist schon vorbei. 25 Runden laufen klingt, als ob wir nur 25 km laufen müssen, nur jeder Kilometer ist etwas länger. Am Mikrophon wird jeder Läufer aufgerufen. Die Atmosphäre ist sehr nett. Ein paar Organisatoren reden sogar auf französisch mit mir.
Bei der zweite Runde wird auch entdeckt, was in der ersten übersehen wurde. An der Wand in der Grotte gibt es schöne Bilder und auch Skulpturen.
Irgendwann werde ich überrundet und ich überrunde auch. Es gibt immer ein paar Läufer in meiner Nähe. Ich fühle mich wie sonst. Nur sind meine Hände sehr feucht und mein Puls zu hoch. Es liegt bestimmt an der Luftfeuchtigkeit (oder an in-den-Weihnachtsferien-zuviel-gegessen-und-zuwenig-trainiert).

Sylvie
Sylvie

Nach ein paar Runden kenne ich die Strecke fast auswendig. In die Grotte rein, geradeaus, dann nach links, es geht hier ein bisschen hoch. Nach rechts, geradeaus, noch ein paar Kurven. Bis dahin ist die Luft relativ frisch, es ist angenehm. Dann durch einen Türrahmen (die zwei grünen Türen bleiben natürlich auf). Ab hier merke ich die hohe Luftfeuchtigkeit und bei jeder Runde fühle ich mich an dieser Stelle schlapp. Es geht ein bisschen hoch (vielleicht nur ein paar Höhenzentimeter, aber die merke ich richtig). Irgendwann gibt es zwei riesige Wein- oder Sektflaschen an der rechten Seite (sind sie eine echte Skulptur oder sind sie nur Deko?). Wir laufen zweimal rechts (fast eine Kehrtwendung) und ab hier fühle ich mich besser. Es geht leicht bergab. Eine Kurve und noch eine Kurve und irgendwann endlich eine Gerade (klein sein hat Vorteile, denn wäre ich größer, hätte ich hier Angst davor gehabt, beim Laufen mit dem Kopf an die Decke zu stoßen). An einer Stelle ist es sehr dunkel. Dann gibt es zweimal eine Passage, wo man rechts und nochmal rechts nacheinander laufen muss und da steht schon das Schild für die Verpflegungsstation. Bei jeder Runde habe ich angehalten. Hier spürt man schon die frische Luft. Noch eine oder zwei Kurven und eine Steigung und da kommt man raus. Später ist es mir kalt draußen und ich bin froh, daß ich wieder rein muss!

Sylvie
Sylvie draußen

Helmut überholt mich ab und zu, oder wir sehen uns an der Stelle wo die einen reinkommen und die anderen nach der Verpflegungsstelle Richtung draußen laufen. Er scheint schnell unterwegs zu sein. Ich bin auch schneller als geplant und unter 4 Stunden zu laufen scheint machbar. Jedes Mal, wenn ich draußen laufe, höre ich am Mikrophon oder von einem Zuschauer "tri" (oder war's "zwi"?). Ich gehe also davon aus, daß ich 3. Frau bin (was auch möglich ist, da nur 5 Frauen an dem Marathon teilnehmen). Ich laufe am Ende zwar langsamer, aber Gehpausen waren nicht nötig. Nach 3:57:34 bin ich im Ziel. Helmut ist schon da (super-Zeit von 3:29:05). Ich bekomme meine Medaille, einen Kalender (toll, ich brauchte einen für die Küche) und ein Getränk.

Sylvie im Ziel
Sylvie im Ziel

Bei der Siegerehrung habe ich als 2. Frau eine Kappe, ein T-Shirt von AA-Drink (Größe XL....ääähm was mache ich damit?) und ein superschönes T-Shirt von Asics (in der richtigen Größe diesmal) bekommen.

Fazit: Sehr netter Lauf. Gute Verpflegung. Freundliche Atmosphäre. "Eingeschlossen" laufen ist nicht jedermanns Sache, aber es dauert nicht sehr lang, bis man sich daran gewöhnt hat. Diesen Marathon kann ich nur empfehlen. Ich möchte auf jeden Fall ihn nochmal laufen.

 

Sylvie


Die Sache mit den Akkus (Bericht von Helmut)

Schon von der ersten Auflage des Grottenmarathons hatte ich gelesen, denn er gehörte, wie merkwürdig, zur Hamburger Marathon-Serie des 100MC. Der veranstaltet jedes Jahr zur Jahreswende eine ganze Serie von Marathons an der Elbe, so dass man jeden Tag einen Marathon laufen kann. Zumindest theoretisch.

Naja, und wie das so ist, wenn man erst mal auf einen solchen Lauf aufmerksam geworden ist, ist man ihn auch schon fast gelaufen.

Viel wusste ich nicht über diesen Lauf. Aber nach der Anmeldung kam prompt eine Bestätigung mit allen wichtigen Infos. Toller Service! Das war Mitte August, und lange her. Langsam rückte der Tag X näher. Wir trainierten schon mal mit Helm, aber viele Gedanken machte ich mir noch nicht.

Bis dann eine Woche vor dem Lauf eine Mail von meinem holländischen Freund Herman kam, der meinte, er wäre letztes Jahr als Zuschauer da gewesen, und das wäre total bekloppt, da zu laufen. Ich meinte nur "Sind wir nicht alle ein bisschen bekloppt?", aber ein paar Gedanken machte ich mir trotzdem.

Zwei Tage vor dem Start dann unser letzter Trainingslauf mit Helm und Lampe durch den Wald. Ich wollte zu einer Geburtstagsfeier und trennte mich deshalb nach 4 km von Sylvie und Rainer. Kurze Zeit später passierte es dann: Beim Überqueren einer Straße trat ich in ein Loch und durch die Erschütterung fiel einer meiner Akkus aus der Lampe. Trotz intensiver Suche fand ich ihn nicht mehr. Dumm gelaufen, wie der Läufer zu sagen pflegt. Also nicht mehr durch den Wald, sondern durch die Stadt zur Feier.

Am nächsten Tag wollte ich noch mal bei Tageslicht nach dem Akku suchen. Nach dem Mittagessen also die Schuhe an und los. Wieder die 4 km bis zu jener Stelle, aber der Akku war nicht zu finden. Nochmals dumm gelaufen. Um den Frust aus dem Kopf zu bekommen, bin ich dann die 'übliche' Runde gelaufen, d.h. noch 12 km statt nur 4 km zurück. Mittendrin dann ein starker Regenguß, der mich dazu bewog, mein nicht geringes Tempo noch etwas zu steigern. Genau so, wie man es am Tag vor dem Marathon machen sollte ;-)

Aber ich wollte den Marathon ja auch nicht schnell laufen...

12:30 Uhr ist eine sehr angenehme Startzeit. Sonst beschwert sich Sylvie immer über einen (zu) frühen Start, diesmal sagt sie nichts. Um 11 Uhr fahren wir los; nach Valkenburg sind es nur 25 km. Parkplatz gefunden - Startnummern abgeholt - ab zum Start, alles kein Problem. Wir haben kurze Sachen an, deshalb wird es vor der Höhle ziemlich kalt. Im Gegensatz zu sonst sehe ich überhaupt keine bekannten Gesichter - die sind wohl heute alle in Kevelar.

Helmut
Helmut

Pünktlich geht es los. In der Höhle ist es sehr eng. Vielleicht fühle ich mich deshalb so gebremst und nutze schnell ein paar Lücken, um an den Läufern vor mir vorbei zu kommen. Leider verliere ich dadurch Sylvie. Zwei Holländer mit den Startnummer 49 und 51 sind vor mir. (Alle haben vorne und hinten Startnummern, was es leichter macht, jemanden zu erkennen.) Sie haben ein gutes Tempo und ich schließe mich ihnen an. Mehrere Runden laufen wir zusammen, obwohl mir das Tempo eigentlich etwas hoch ist.

Helmut
Helmut, öfter mal gebückt

Aber ich fühle mich gut. Irgendwann halten die beiden dann außerhalb der Höhle bei den Zuschauern und ich muss alleine weiter. Da merke ich erst, wie schwierig es ist, sein Tempo zu finden. Denn mittlerweile bin ich überrundet worden und habe überrundet, so dass LäuferInnen aller Geschwindigkeiten durcheinander laufen. Prompt habe ich meine schnellste Runde.

Helmut mit Helm
Helmut mit Helm

Ich nehme etwas Tempo raus. Aber bedingt durch die 'Steigungen', scharfe Kurven und Pausen am Getränkestand, wo ich mich alle zwei Runden bediene, komme ich immer wieder raus und bin sehr unsicher, was das Tempo angeht.

Mit der Luftfeuchtigkeit habe ich kein Problem. Ich schwitze immer schnell, aber heute nicht mehr als sonst.

Nach kurzer Zeit kennt man das Programm und gewöhnt sich dran: in die Höhle, an den Toiletten vorbei, die Sektflaschen, der See, das dunkle Loch, der Getränkestand, Sylvies Mann Vincent mit dem Fotoapparat, und wieder raus. Die Uhr drücken und wieder ist eine Runde abgehakt.

Hatte ich mir eine Zeit um die 4 Stunden vorgenommen, so lief es jetzt eher auf 3:20 hinaus, wenn ich denn das Tempo würde halten können. Aber es wurde schwerer. Die letzten 4 bis 5 Runden waren eine gute Minute langsamer. Aber 'unter 3:30' wollte ich auf jeden Fall bleiben. Und das gelang auch ganz gut.

Helmut im Ziel
Helmut im Ziel

Im Ziel war mir dann recht kalt. Vincent hatte meinen Pullover, aber das war zu wenig. Meine Akkus waren wohl ziemlich leer. Leider gab es weder warme Getränke noch einen warmen Raum. Also machte ich mich schnell auf den Weg zum Auto, zog mich an und nahm Sylvies Tasche mit zum Ziel.

Als ich dort eintraf, war sie auch schon da. Und sah längst nicht so kaputt aus wie ich.

Wir gingen dann zurück zum 'Recreatiecentrum', eine Mischung aus Schwimmbad, Theater und Restaurant. Sylvie duschte, während Vincent und ich etwas Warmes tranken. Als Sylvie kam, dauerte es auch nicht mehr lange bis zur Siegerehrung.

Leider war der Akku vom Blitz leer, so dass Vincent keine Fotos von der Siegerehrung machen konnte.

 

Helmut



Ergebnisse:
Helmut Hardy3:29:05Platz 17 von 86
Sylvie Honnet3:57:34Platz 43 von 86, 2. Frau


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