In meiner Vorbereitungsphase für den 100er in Biel ist der März der "schlimmste" Monat: zu viele Wettkämpfe. Nicht, dass
ich mich bei der Planung vertan habe, nein-nein, ich dachte nur, es könnte mir gut tun, etwas mehr zu laufen. Und so sieht
es jetzt aus:
am 26. Februar: Marathon in Bad Salzuflen
am 06. März: 6 Stunden-Lauf in Stein
am 19. März: Marathon in Steinfurt
Also innerhalb 4 Wochen 2 Marathons und ein Ultra. Eigentlich könnte es schön werden, wenn das Wetter mitmachen würde.
Nun ist es noch Winter und es schneit ohne Ende. Dazu ist es auch sehr kalt, wenn der Wind bläst.
Und jetzt ist der 6 Stunden-Lauf in Stein an der Reihe. Die Woche vorher war das Wetter schon schrecklich, es war kalt
und glatt in Bad Salzuflen und ich bin nur die 26 km gelaufen (durch das Baukasten-System ist es möglich, unterwegs zu
entscheiden, was man läuft). Es ist schon enttäuschend, so weit weg zu fahren für eine so kurze Strecke.
Der Vorteil diesmal: Stein liegt in der Nähe (ca. 40 km). Ein paar Tage vorher hatten wir vom Veranstalter eine eMail
bekommen, die uns mitteilte, dass die Strecke schneefrei ist. Und da der Start um 11 ist, muss ich nicht um 5 aufstehen
(wie schön!).
An dem Tag lag noch Schnee auf der Straße, aber nicht sehr viel und trotz Sommerreifen konnte man "ganz normal" fahren. Vincent und ich machen uns auf den Weg zu Helmut, wo wir auch Markus treffen. Wir fahren los und diskutieren ein bißchen, was jeder laufen möchte. Helmut ist noch erkältet und will erstmal einen Marathon laufen und dann sehen, wie er sich fühlt und wenn es ihm gut geht, kann er mindestens 60 km laufen. Für Markus und mich wäre diese Distanz echt toll. Ich denke eher, dass ich 57 oder 58 km laufe.
Dort angekommen erkenne ich viele LäuferInnen, die auch in Köln und Troisdorf gelaufen sind. Alles geht sehr schnell:
Startnummer und Chip abholen, sich umziehen, usw. Wir gehen alle zur Startlinie (400m vor der Zeitmeßstelle, damit
man die 50km-Zeit richtig messen kann). Und es geht los und schon ist es wunderbar, denn man denkt "uuuaaah ab jetzt habe
ich einfach 6 Stunden Zeit, 6 Stunden zum Laufen, Nachdenken, Plaudern". Natürlich gibt es irgendwann diese Tiefpunkte,
wo man denkt "oje, ich kann nicht mehr, warum tue ich mir das an? Wie lange noch?", aber im Vergleich mit allen guten
Seiten vergißt man das sehr schnell.
Die Runde ist 3.1 km lang, flach und geht entlang der Straße und durch einen Park. Nach ein paar km befinde ich mich in
einer Gruppe, die ungefähr mein Tempo läuft. Ich lerne andere Läufer des VirtuTELs (www.steppenhahn.de/vtel) kennen, u. a.
Volkerssohn. Ich laufe die ersten 20 km mit ihm. Es ist ganz nett beim Laufen mit Gleichgesinnten zu
reden. Nach knapp 2 Stunden merke ich, dass das Tempo doch etwas zu hoch für mich ist und ich muss Volkerssohn weiterlaufen
lassen. Ab hier laufe ich alleine mein eigenes Tempo. Ich werde überrundet und überrunde, so dass man trotzdem mit anderen
ins Gespräch kommt. Manchmal wundert es mich, dass Leute, die ich nicht kenne, mich erkennen (war ich denn bei den anderen
Läufen so platt, dass ich mir ihre Gesichter nicht merken konnte?). Die Atmosphäre ist wie immer sehr sehr freundlich und
es macht einfach Spaß.
Nach 3 Stunden bin ich richtig müde und es ist mir kalt. Ich ziehe meine Handschuhe wieder an. An der Stelle entlang der
Straße ist es ab und zu windig und deswegen sehr frisch. An der Verpflegungsstation trinke ich Iso, Wasser oder Cola und esse
einen Happen (wenn ich Glück hatte und noch was da stand). Es zieht in den Beinen und ich kann der Versuchung, ein paar
Schritte zu gehen, nicht widerstehen. Ab dem Moment fange ich immer damit an, mich zu fragen, wie es weitergeht. Ich weiß,
dass ich nicht aussteigen werde, aber wenn man nicht richtig laufen kann, können einem 2 Stunden echt lang erscheinen.
Nach 4 Stunden geht es mir wieder besser. Ich erfahre, dass Helmut nach 43,8 km ausgestiegen ist (43,8 und das trotz Erkältung!!).
Ich werde von Markus überholt, es scheint ihm gut zu gehen und ich denke, er kann die 60 km schaffen.
Ich laufe ein halbwegs regelmäßiges Tempo. Ab und zu lege ich eine Gehpause ein (wie sagt man? "Laufen, so lange es geht und
gehen, bis es wieder läuft", ich mag diesen Spruch!) und ich kann langsam schätzen, dass ich um die
57 km laufen werde. Ich verbessere meine 50km-Zeit (5h05). Und jetzt wo ich so viel gelaufen bin, sollte ich schon die
Distanz von Troisdorf verbessern (56,750), wenn auch um ein paar Meter. Ich habe dann keine Pause mehr gemacht, auch
nicht an der Verpflegungsstelle. Vincent hat mir meine Jacke gegeben und ist die letzten Meter mit gelaufen bzw. gegangen (er
nahm natürlich die Abkürzung durch das Socio-centrum und ich bin auf der Strecke weiter gelaufen und er war
schon vor mir auf der andere Seite, obwohl ich gelaufen bin und er gegangen ist!!! Höchste Zeit, dass der Lauf zu Ende geht!).
Und da hat es richtig geschneit. Es gab nur Schneeflocken in der Luft zu sehen. Wir gehen weiter, bis wir den Schuß hören.
Ein Paar ist an der selben Stelle wie wir. Wir gratulieren uns gegenseitig. Ich hatte sie beide erstmal nicht erkannt, ihre
Namen sind mir erst in der Umkleidekabine wieder eingefallen: Else und Martin Bayer, die auch in Köln gelaufen sind. Noch
eine tolle Leistung von den beiden!
Heute bin ich 57,372 km gelaufen. Ich bin vor allem froh, dass ich wegen der Kälte nicht ausgestiegen bin, da meine
Motivation z. Zt etwas nachlässt.
Im Socio-centrum ist noch nicht viel los, ich kann sofort meinen Chip abgeben (und damit muss ich nicht lange schlangestehen,
wie viele machen mussten) und eine warme Dusche geniessen. Heute war wieder ein schöner Tag. Der Lauf war gut organisiert,
die Atmosphäre war super freundlich, leider war es ein wenig zu kalt, aber da kann man nichts machen (oder schneller laufen,
wenn man kann).
Markus ist 60,281 km gelaufen (Glückwunsch, Markus!)
Und wir treffen wieder Läufer und reden über den Lauf, unsere Leistung und die zukünftigen Ereignisse der Laufszene (d.h. wo
man sich demnächst wieder trifft). Und so könnte man sagen:
Fortsetzung folgt...
Sylvie