Bericht über meinen 1. Marathonlauf

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Mitte Januar 2007 begann ich mit dem Training zur Vorbereitung auf meinen ersten Marathon in einer Laufgruppe des MedAix-Rückenzentrums Aachen. Die Trainingstermine waren für dreimal wöchentlich über 14 Wochen ausgelegt. In der Woche trainierten wir dienstags und donnerstags abends für 1 bis 1 ½ Stunden und fürs Wochenende waren die langen Läufe geplant.

Das Training fiel mir nicht schwer. Ich konnte gut mithalten. Wir trainierten in den dunklen Wintermonaten häufig auf Asphalt, die beleuchteten Straßen entlang, weil es im Wald zu dunkel und die Gefahr zu groß war, dass sich jemand verletzt. Sonntags machten wir die langen Läufe. Sie wurden von Woche zu Woche immer länger: Erst 15 km, dann 20 km, schließlich 25 km, zwischendrin mal „nur“ 15 km, aber dafür schnell. Dann liefen wir noch einmal 27 km und der längste Trainingslauf war 34 km lang.

Keiner von uns lief vor diesem Training schon einmal mehr als 21 km. Das war schon ein schönes Gefühl, zu wissen, diese Distanz zu schaffen. Wir waren alle mächtig stolz auf uns.

Die Lieblingsstrecke unseres Trainers war der Pommerotter Weg: Erst hinunter und dann im schnellen Tempo hinauf. Und das dann zweimal hintereinander. Selbst nach einem 20 km Lauf scheuchte er uns hier am Ende noch einmal runter und rauf. Am Ende des Trainingskurses habe ich den Pommerotter Weg gemocht. Da ging es auch viel leichter als zu Beginn des Kurses.

Leider bröckelte unsere Gruppe im Laufe der Trainingszeit wegen diversen Verletzungen von ursprünglich 17 auf 11 Teilnehmern, davon 7 Frauen und 4 Männer. Meine Sorge war, dass ich auch irgendwann gesundheitliche Probleme bekommen könnte und die nächste wäre, die aufgibt. Als ich dann in der Woche vor Ostern eine heftige Erkältung mit Bronchitis bekam, dachte ich, dass ich es jetzt nicht mehr schaffen würde. Es waren nur noch 2 ½ Wochen bis zum Wettkampf. Mein Ehrgeiz und eiserner Wille machten es aber möglich, dass ich schon bald wieder die Laufschuhe schnüren konnte (ein Supergefühl nach knapp einer Woche Zwangspause). Ich hatte keinen langen Lauf verpasst. Das war mir wichtig.

Eine Woche vor dem Marathon absolvierten wir noch einmal einen 20 km Trainingslauf. Es war schon morgens um 10:00 Uhr über 20 Grad warm und unser Lauf führte uns über viele Hügel, die wir teilweise auch noch mit Tempo angingen. Dieser Trainingslauf war anstrengender als der 34 km Trainingslauf. Von da an hoffte ich nur noch, dass das Wetter am Wettkampftag nicht so heiß sein würde. Für mich liegt die ideale Lauftemperatur bei ca. 15 Grad.

Am Wettkampftag ging es morgens schon vor 6 Uhr los. Ich fuhr mit einer Fahrgemeinschaft nach Bonn. Meine Nervosität hielt sich in Grenzen. Ich sagte mir: „Das ist ein ganz normaler Trainingstag, da hast du auch immer mitgehalten, das schaffst du.“

Erwartungsgemäß waren wir viel zu früh in Bonn und es war noch ziemlich kalt. Wir zogen am Parkplatz unsere Warmhaltesachen bis auf eine Jacke aus und gingen Richtung Startplatz. Unterwegs wurde noch mal die Toilette eines Schnellrestaurants aufgesucht. Dann gaben wir unsere Kleiderbeutel ab und schon ging es zum Startplatz. Auf dem Weg dorthin benutzten wir noch einmal eine der in langer Schlange aneinander gereihten „Dixi-Toiletten“. (igitt)

Am Start ging es ziemlich zügig los. Es waren ja auch keine 6.000 Teilnehmer wie beim Brückenlauf 2006 in Köln. Da dauerte es ewig, ehe wir über die Startlinie liefen. Hier in Bonn waren es nur knapp 2.500 Teilnehmer für den Marathonlauf.

Die erste Verpflegungsstation übersah ich beinahe. Ich hatte mir meine eigenen Getränke auf den Tisch für Eigenverpflegung deponieren lassen und lief glatt daran vorbei. Also lief ich noch mal zurück (nur ein paar Meter) und holte mir meine Getränkeflasche. Die anderen Läufer aus unserer Gruppe holte ich aber schnell wieder ein. Ich hatte mich mit Doris abgesprochen, dass wir zusammen laufen wollten. Wir liefen ziemlich zügig die erste Hälfte (2:02 h) und stellten uns dabei die Frage, ob dieses Tempo in der zweiten Hälfte wohl zu halten wäre.

Dann hatte ich tatsächlich ab Kilometer 25 einen Kräfteschwund. Es wurde schon immer wärmer und das machte mir eigentlich am meisten zu schaffen. Auch die Kniekehlen fingen an zu schmerzen. Ich ließ Doris laufen, weil ich nicht wollte, dass sie auf mich Rücksicht nimmt. Ich rechnete mir aus, noch 17 km, das hatten wir vorletzte Woche beim Training auch. Aber dass half mir auch nicht weiter. Ich beschloss mein Tempo zu reduzieren und ging auch mal zwischendurch 500 m. Ich quälte mich so ca. 3 bis 4 km durch, bis Mario, unser Trainer, kam und mich fragte, was los wäre und ob ich genug getrunken und gegessen hätte. Ich hatte keinen Hunger und getrunken hatte ich auch meiner Meinung nach genug. Zumindest verspürte ich zu diesem Zeitpunkt keinen Durst, nur Schmerzen in den Beinen. Er fragte mich dann noch, ob er mich in den Hintern treten solle und damit hatte er meinen Ehrgeiz geweckt. Ich sagte, dass ich es auch so schaffe würde. Er meinte, dass ich in gut einer Stunde am Ziel ankommen könnte. Das gab mir dann Auftrieb.

Gabi
Gabi

Ich nahm mir vor nicht mehr zu gehen, außer an den Verpflegungsständen. Den Rest der Strecke lief ich in einem langsameren Tempo als zu Beginn des Wettkampfes. Bei Kilometer 35 ging es mir dann wieder relativ gut. Da war mir klar, dass ich durchhalte. Mit dieser Motivation schaffte ich es ab Kilometer 40 sogar noch etwas schneller zu werden, so dass ich mit einer Zeit von 4:28 h das Ziel erreichte. Mein Wunsch war eine Maximalzeit von 4:30 h. Ich war also zufrieden.

Im Zielbereich war es leider viel zu eng, um erst einmal richtig auszulaufen. Das fehlte mir und deshalb hatte ich mit erheblichen Kreislaufproblemen zu kämpfen. Der Zugang zur Verpflegungsmeile war zugestopft mit Läufern. Wenn ich mich da angeschlossen hätte, wäre ich wahrscheinlich zusammen geklappt. Deshalb wartete ich im Zielbereich, wo ich einige andere Läufer unserer Gruppe traf, bis sich der Durchgang etwas gelichtet hatte. Aber meine Beine wollten auch nicht mehr stehen. Also setzte ich mich einfach auf den Boden. Das war aber auch nicht gut, denn jetzt bekam ich Krämpfe in den Beinen.

Am besten half mir, mich einfach zu bewegen, was ich dann auch tat. Irgendwann gelangte ich mit meiner Gruppe dann doch an die Verpflegungsstände und mit jedem Becher Wasser, den ich trank, ging es mir besser.

Glücklich, aber erschöpft fuhren wir nach Hause. Der Muskelkater hielt sich am nächsten Tag in Grenzen. Die Vorfreude auf den nächsten Marathonlauf wächst.

 

Gabi Middelhof



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