Berichte vom Rennsteiglauf
15. Mai 2004
Der lange Kanten des Rennsteig
72,7 km 1490 Höhenmeter
Seitdem ich mir vorgenommen habe, am Laplandultra (100 km) teilzunehmen, ist mein
Laufprogramm für mehrere Jahre vorherbestimmt. Von hinten nach vorne:
2006 Laplandultra
2005 100 km in Biel
2004 Der lange Kanten auf dem Rennsteig
2003 6-Stunden von Troisdorf, Jungfrau-Marathon und Siebengebirgscup
Ich hoffe, man erkennt eine gewisse Logik darin. Naja, Hauptsache mir hilft's.
Durch den Siebengebirgscup und die
6-Stunden von Troisdorf fühlte ich mental
ganz gut vorbereitet, durch 4 Marathons in 2004 auch körperlich.
Aber auf 72 Kilometern kann viel passieren, deshalb war ich vorsichtig.
Froh war ich, nicht alleine reisen zu müssen. Martine, meine Frau, hatte sich entschlossen,
den Halbmarathon anzugehen; Gabi wollte 15 km wandern.
So machten wir uns freitags auf den Weg. Direkt nach dem Frühstück ging es los Richtung
Osten. Zur Mittagszeit waren wir in Eisenach. Dort war die Startnummernausgabe, die
Kloßparty und der Start des Supermarathons. Da wir noch etwas früh waren, die
Startnummernausgabe begann erst um 14 Uhr, verbrachten wir, wie zahlreiche andere
Läuferinnen und Läufer, die nächste Stunde in einem italienischen Restaurant.
Nach der völlig problemlosen Startnummernausgabe fuhren wir weiter nach Oberhof.
Hier war die Startnummernausgabe, Start und Kloßparty für die HalbmarathonläuferInnen
und die 15 km-Wanderer.
Dummerweise hatte der an der Startnummer befestigte Kloß-Gutschein immer nur am
jeweiligen Startort Gültigkeit. So hätte ich noch mal nach Eisenach fahren müssen.
Wäre schön gewesen, weil dort auch viele Leute waren, die ich kannte. Aber was wäre
dann mit Martine und Gabi gewesen? Nun, ich habe mir den Aufwand gespart und bin in
Oberhof geblieben.
Gabi hatte gar keinen Kloß-Gutschein. Wanderer brauchen so etwas wohl nicht.
Noch in der Halle, wo die Startnummerausgabe war, sprach ich eine Gruppe an und fragte
sie, ob sie ihre Gutscheine brauchten. Sie wussten nichts von den Klößen, wollten
auch nicht ins Festzelt und gaben mir deshalb bereitwillig ihre Gutscheine. Drei bekam
ich, und sie wollten mir noch mehr geben.
Aber so war es genug für eine Partion für Gabi und eine doppelte für mich.
Nachdem wir unsere Startnummern hatten, suchten wir unsere Pension und fanden sie auch
schnell. Oberhof ist nicht sooo groß. Schnell hatten wir unsere Sachen ausgepackt und
starteten einen kleinen Erkundungsspaziergang, fanden schnell den Start und das Festzelt
sowie ein Geschäft, wo wir uns noch etwas verproviantierten.
Auf der Kloßparty war der Bär los - kein Wunder, denn in Oberhof startete mit dem
Halbmarathon der teilnehmerstärkste Lauf.
Trotzdem kamen wir schnell zu unseren Klößen, wahlweise sogar mit vegetarischer
Pilzsoße statt Gulasch.
Eine Band spielte teils englischsprachige Stücke, teils ostdeutsches Volksgut.
Dabei ging die Stimmung hoch, nur wir mussten leider passen. Wir werden trainieren -
für nächstes Mal.
Früh ging ich ins Bett, denn für 3 Uhr war Aufstehen angesagt. Martine und Gabi
konnten, bedingt durch ihre 'späten' Starts um 7:30 Uhr bzw. 8:00 Uhr in Oberhof
'lange' schlafen, aber mein Bus nach Eisenach fuhr schon um 4 Uhr.
Um 2:30 Uhr war die Nacht für mich vorbei. Ich wurde ohne Wecker wach, holte mir
das Frühstück, welches vor der Zimmertür für mich bereit stand, frühstückte
gemütlich im Bett, zog mich dann an und machte mich um 3:45 Uhr auf den Weg.
Bevor ich die Zimmertür zuzog noch mal kurz nachgedacht - Etwas vergessen? Nein! -
Tür zu. Die Treppe runter. Eine Tür. Klinke runter, Tür auf, durch, Tür zu.
Die Haustür - abgeschlossen. Was nun? Der Weg zurück war zu, denn die
Tür zum Treppenhaus war nur mit einem Schlüssel zu öffnen. Eine Klingel gab es
hier nicht. Auch die dritte Tür war verschlossen.
Aber es gab noch zwei schmale Fenster. Die Blumen weg, Fenster auf und hoch.
Draußen gingen gerade drei Läufer vorbei. Sie nahmen meine Tasche an. Jetzt runter.
Bloß richtig aufkommen. Ein kleiner Sprung, und ich war draußen. Uff.
Der Weg zum Bus war nicht weit und eine kleine Läuferschar wartete bereits.
Der Bus kam und transportierte uns für 8 Euro nach Eisenach, wo wir gegen 5 Uhr
ankamen. Noch eine Stunde bis zum Start.
Ich ging etwas planlos über den Marktplatz, der sich langsam füllte.
Der Start in Eisenach
Das Wetter war super. Etwas kühl am Start, aber später dafür nicht zu warm.
Und trocken war es auch.
Kurz vor dem Start zog ich meinen Trainingsanzug aus und gab den Kleiderbeutel ab.
Ich sah noch die Plattfüße, die am Ende des Starterfeldes standen. Wir begrüßten
uns kurz, wünschten uns Glück und Erfolg, dann ging ich etwas weiter nach vorne.
Pünktlich ging es los, langsam ein kleines Stück durch Eisenach, dann direkt
bergan. Dann das nächste Problem: Mein Stoppuhr hatte keinen Saft mehr. Meine
Batterie ist alle. Naja, besser die der Uhr als meine.
Zügig ging es bergauf. Zwischen dem Start und der ersten Bergkuppe, dem
Inselberg nach 25,5 km, liegen fast 700 m Höhenunterschied - bergauf versteht sich.
Aber noch waren wir alle frisch. Ich traf Jürgen Titze aus Troisdorf, der im
Siebengebirge mehrmals kurz vor mir im Ziel war. Zusammen mit zwei seiner
Vereinskollegen liefen wir diese Strecke mit einem 6er Schnitt.
Danach verlor ich ihn aus den Augen und lernte Dirk Jakobs aus Hagen kennen.
Zusammen passierten wir die 30 km-Marke nach genau 3 Stunden.
Bei Ebertswiese sollte uns seine Freundin Frauke entgegen kommen. Aber statt
dessen klingelte sein Telefon - sie hatte verschlafen.
Dirk in rot, Helmut in weiß
Unterwegs probierte ich mehrfach den legendären Schleim, den ich auch gut
vertrug. Trotzdem taten die zahlreichen Kilometer und Höhenmeter ihre Wirkung.
Die Spritzigkeit der Anfangskilometer ging verloren, Dirk mir irgendwann auch.
Berge jenseits der Marathondistanz gehören verboten, beschloss ich. Auch wenn
sie nicht so steil waren, so ging ich sie doch jetzt immer hoch, statt zu laufen.
Am Rondell in Oberhof, nach 57 km, sollte Martine stehen. Dieser Gedanke hielt
mich aufrecht und ließ mich die Ausstiegsstelle am Grenzadler bei km 55 ohne
Nebengedanken passieren.
Am Rondell
Martine verschaffte mir eine kurze Pause, die ich aber wohl auch nötig hatte.
Aber dann ging es weiter - nur noch 15 km.
Lief es vorher teilweise sehr schwer, kam ich jetzt in einen Trott, wo ich nicht
mehr viel dachte, sondern nur noch einen Fuss vor den anderen setzte.
65 km, jetzt nur noch bergab.
Denkste, da geht es doch noch mal bergauf, aber nur wenig.
Der Weg war teilweise sehr uneben, Wurzeln, Steine. Kurz vor mir macht einer eine
Rolle vorwärts, nach rechts in die Wiese, aber er steht sofort wieder.
Wo ist das 70 km-Schild?
Endlich kommt es. Und kurz danach schon das 20 km-Schild des Halbmarathons.
Na, das waren doch keine 1,6 km.
Jetzt waren mehr Zuschauer an der Strecke, es war nicht mehr weit. Ich wurde ins
Ziel getragen. Sah meine Brutto-Zeit: 7:33 (netto: 7:32:30). Gabi stand da, aber
ich war total alle und konnte kaum etwas sagen. Kurze Pause, dann weiter an den
Getränkestand. Kurz dahinter lag eine Plane auf dem Boden, ein paar
Läufer saßen schon drauf, ich dann auch. Aber sehr schnell ging es
mir wieder besser. Zusammen mit Gabi ging ich noch mal zum Getränkestand
und dann zum Gepäck. Als ich mich anzog, kam auch schon Martine.
Noch eine Pause, etwas essen, etwas trinken.
Dann gingen wir noch mal auf den Zielplatz, der sehr unübersichtlich war. Kein
Wunder, wo hier doch über 10.000 Läufer und Wanderer erwartet wurden.
Zuerst wollten wir noch bis zur Fete um 18 Uhr beiben, aber dann machten wir uns
doch schnell auf den Rückweg nach Oberhof.
Dort lockte erst die Dusche und dann das Bett. Nach 90 min Schlaf fühlte ich mich
wieder halbwegs frisch (naja, halbwegs eben). Wir machten uns auf den Weg durch
den Ort und fanden noch einen freien Tisch in einem russischen Lokal, wo wir den
Abend dann gemütlich auskingen ließen.
Helmut
Martine
Martine
Martine
Martine
Martine