Bericht vom Eifelsteig-Erlebnislauf
10. – 16. Mai 2008
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Ausschreibungen und Informationen:
Eifelsteig-Lauf 2008
Eifelsteig-Lauf 2009
Eifelsteig-Lauf 2010

Ich habe wirklich eine sehr große Auswahl an Laufklamotten. Nach einem Lauf wandern meine Laufsachen in die Wäsche und liegen anschließend wieder ganz oben auf dem besagten Stapel. Beim nächsten Lauf greife ich also wieder auf den oben liegenden Laufdress zurück. So gesehen nutze ich nur eine kleinere Auswahl meines Kleiderstapels. Für den siebentägigen Eifelsteig war ich endlich mal in der Lage, mehrere Outfits auszuwählen. Es war daher ein Leichtes, sieben Shirts und sieben Hosen auszuwählen, aber 7 Paar, also 14 einzelne Socken? Es geht schließlich nicht um 14 einzelne Socken, sondern um Paare, die zueinander gehören. Außerdem sollten die Socken gut passen und nicht zu viele Löcher haben. Wenn man sich diesen Problemen ausgesetzt fühlt, kann es ganz nützlich sein, endlich einen Teil der verschlissenen Sachen wegzuwerfen und sich neu einzukleiden. Wegwerfen ist ein Leichtes, aber der Ankauf von Neuem wird zum Problem, wenn man realisiert, dass es bereits 12 Uhr nachts ist. Das Bestellen im Internet ist eine komfortable Angelegenheit, aber wenn die Reise bereits ein paar Stunden später beginnen soll, fällt auch diese Option flach. Mit anderen Worten, bei der Vorbereitung auf den Eifelsteig habe ich in dieser Freitagnacht viele alte, mir unbekannte Schätzchen, in meinem Kleiderschrank entdeckt.

Offiziell fing der Eifelsteig freitags mit der Pasta-Party an. Da ich aber eine ganze Woche unterwegs sein würde, aß ich lieber mit meiner Familie. Der Lauf sollte daher für mich erst mit dem gemeinsamen Frühstück beginnen. An diesem Abend rief mich Willem an und erzählte, dass er für Samstag noch keinen Lauf eingeplant hatte und daher gerne einen Tag mitlaufen wollte. Da er aber am Sonntag bereits um 5:00 Uhr in Namen starten wollte, wäre es natürlich sehr praktisch, wenn sein Auto am Ende der ersten Etappe in Monschau stünde. Das klang für mich nach einer tollen Idee. Obwohl er dann von Monschau nach Aachen zurückfahren müsste… Kurzum, das gemeinsame Frühstück konnte ich damit auch in den Wind schreiben.

Somit stand ich um 7:30 Uhr an der Burg zu Monschau. Dies ist der Endpunkt der ersten Tagesetappe, wo wir die erste Nacht untergebracht sein würden. Ich hatte mich bereits seit langem auf diesen Lauf gefreut und als ich die Burg erblickte, war ich noch begeisterter und konnte es kaum noch abwarten, nach Aachen zurückzufahren, um anschließend wieder hierher zu laufen.



Nachdem ich einen Moment die Aussicht genossen habe, stellte sich die Frage, wie Willem hier sein Auto parken wollte. Ich bin der deutschen Sprache nicht wirklich mächtig und auch Verkehrsregeln und -schilder sind mir nicht alle geläufig, aber mir war auf Anhieb klar, dass das Parken von Autos an dieser Stelle nicht erwünscht war. Willem wusste, dass man oben bei (oder ist es sogar auf?) der Burg parken kann. Daher fuhren wir durch das Tor und ein paar schmale Sträßchen nach oben. Oben angekommen, stellten wir fest, dass wir wieder wenden mussten, um wieder in die andere Fahrrichtung fahren zu können. Die schmalen Gassen, hohen Mauern und andere Hindernisse sowie meine Fahrkunst sorgten dafür, dass der Adrenalinspiegel bereits vor dem Start des Laufs ordentlich anstieg. Schlussendlich war ich jedoch mehr als pünktlich zurück am Start in Aachen und konnte das "Fest" beginnen.

Tag 1: Samstag

Aachen – Monschau

Die Route des ersten Tages



Eine kleine Gruppe von 25 glücklichen Läufern ging am ersten Tag an den Start. Von diesen lief ein Teil nur den ersten Tag, ein anderer Teil die ersten drei Tage und 14 hatten sich für die gesamte Tour über sieben Tage gemeldet. Unter allen Läufern waren vier Niederländer, Wilma Dierx wollte die ersten drei Tage laufen, Bram, Erwin und ich hatten die gesamte Strecke vorgesehen.



Da ich im Vorjahr bereits den alten Eifelsteig gelaufen bin und auch schon kurz an dem Endpunkt dieser Etappe war, meinte ich zu wissen, was auf mich zukommt. Daher freute ich mich auf eine schöne Aussichten und nette Gespräche, die mich ins Ziel oben bei der Burg treiben würden. Ich musste also die Akkus meiner Digitalkamera aufladen und eine extra große Speicherkarte mitnehmen. Zu meiner Überraschung änderte sich die Route nach zwei Kilometern jedoch vollständig im Gegensatz zum Vorjahr. Und um ehrlich zu sein, sie war jetzt noch viel schöner als ich mir das erhofft hatte. Wie ein kleiner Japaner musste ich daher alle paar Meter ein Foto schießen. Meines Erachtens schoss ich am ersten Tag zwischen 350 und 400 Fotos. Am sechsten Tag musste ich jedoch erkennen, dass man zum Auslösen der Kamera zwei Mal auf den Knopf drücken muss. Wie es schien, hatte ich dennoch am Schluss 160 Mal derartig feste auf den Auslöser gedrückt und ich somit den ein oder anderen Augenblick für immer festgehalten hatte. Das Schöne am Fotografieren während eines derartigen Laufs ist, dass man zunächst anhalten und die Kameratasche öffnen kann. Danach wird die Kamera gezückt, ein Foto geschossen, die Kamera wieder zurück in die Tasche gelegt, der Reißverschluss zugezogen; damit ist man ein Weilchen beschäftigt. Man erhält somit die Zeit, die Ausschicht ein wenig mehr zu genießen, dann ist jedoch auch wieder die Gruppe ein wenig vorausgelaufen und muss man ein kurzes Stück das Tempo erhöhen, um wieder aufschließen zu können. Kaum ist das geschafft, beginnt das Spielchen erneut. Ich kann damit zurecht behaupten, dass ich genügend Intervalltrainingseinheiten absolviere.



Auch wenn sich die Route im Gegensatz zum Vorjahr komplett geändert hatte, einige der schönen Überraschungen erwarteten uns auch nun wieder. Nach einem Halbmarathon kamen wir wieder in Christas Garten an, wo ein Lunch mit Leckerbissen auf uns wartete.

Da die Temperatur inzwischen kräftig gestiegen war, kam uns diese herrliche Pause gerade recht.





Nach einer ausgedehnten Pause setzten wir unsere Tour weiter fort. Nach einem kleinen Abstecher nach Belgien kamen wir nach ungefähr 40 Kilometern und 1100 Höhenmetern in Monschau an.



Ich hatte mir als persönliches Ziel für jeden Tag mindestens die Strecke eines Marathons vorgenommen. Daher nahm ich nicht am Briefing teil, sondern begann zur Sicherheit bereits mit einer Runde von zusätzlichen 3,5 Kilometern. Das Schöne am Laufen in und um Monschau herum ist, dass man sich nicht sonderlich anstrengen muss, einen kleinen Anstieg zu finden.



Die Burg zu Monschau war unsere erste Übernachtungsstätte. Wirklich ein ausgesprochen schöner Ort. Da es sich jedoch um eine Jugendherberge handelte, mussten wir die Betten selber beziehen und beim Spülen unsere Unterstützung anbieten. Klammheimlich hatte ich gehofft, dass meine Laufkameraden von meinen zusätzlichen Kilometern so beeindruckt waren, dass sie daher auch direkt mein Bett mit bezogen hatten. Das war jedoch leider nicht der Fall. Es war jedoch ein Leichtes, sie davon zu überzeugen, dass das untere Bett der Etagenbetten für mich eher angebracht war als das obere. Dies rührte daher, dass sie es mir so bequem wie möglich machen wollten und hatte nichts mit dem klapprigen Zustands der oberen Betten und meinem Gewicht zu tun.

Nach einer herrlichen Dusche begaben wir uns zu Tisch. Es ist und bleibt schön, Läufern beim Verschlingen von größeren Spaghettimengen zuzuschauen. Dieser perfekte Lauftag endete auf der sonnengefluteten Terrasse und dem Genuss eines guten, kühlen Glas Bier.

Die Stimmung innerhalb der Gruppe war phantastisch. Erwin hatte sich beim Bergablauf bei Kilometer 18 eine Verletzung an seinem Oberschenkel zugezogen. Abends erschien daher einer der deutschen Läufer mit einem sehr beeindruckenden Apparat. Vielleicht konnte dieser Erwin bei der Genesung behilflich sein. Auf beiden Beinen wurden daher diverse Elektroden angeschlossen, die wiederum mit dem Apparat verbunden wurden. Nachdem dieser eingeschaltet wurde, zogen sich die Muskeln rhythmisch zusammen. Nach dieser Session kam eine Läuferin mit ihrem Verbandskistchen angerannt und tapte sein Bein auf sehr professionelle Art und Weise. Dank der guten Versorgungsmaßnahmen konnte Erwin am nächsten Tag wieder sehr gut mitlaufen.

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Tag 2: Sonntag

Monschau – Gemünd

Die Route des zweiten Tages

Wenn man einen ganzen Tag laufen möchte, muss man morgens für eine gute Grundlage sorgen. Das vollständige Erschöpfen des Frühstücksvorrats einer Jugendherberge eignet sich hierzu hervorragend. Mit gut gefüllten Mägen begaben sich die Läufer daher wieder auf ihre Strecke.

Am Tag nach einem anstrengenden Lauf habe ich morgens oft ein Ziehen in meinen Muskeln. Heute war das zu meiner eigenen Überraschung überhaupt gar nicht der Fall. Es war ein unbeschreiblich schöner Lauf, der vom Charakter komplett anders war als am Vortag. So waren die Steigungen viel extremer als tags zuvor. Diese Etappe erinnerte mich stark an die Läufe in den Ardennen und lag dann zwischen Magnetoise und Bouillonante. Die Höhenmeter (1710 m) waren kein Kinderspiel, aber trotzdem Genuss pur.





Das Thermometer war inzwischen weiter angestiegen, der Tag verdiente seine Bezeichnung als Sonntag. Für diesen Tag war nur ein Versorgungsposten eingerichtet. Daher musste jeder für sich für genügend zu Trinken unterwegs sorgen. An diesem Tag habe ich entdeckt, dass es das schmackhafteste Trinkwasser auf Friedhöfen gibt.









Etwa acht Kilometer vor dem Ende besuchten wir noch das Kamp Vogelsang. Diese ehemalige Übungsstation für die damalige Militärelite des Nationalsozialismus ist inzwischen für die Öffentlichkeit geöffnet. Dieser enorme Komplex hat mich stark beeindruckt und zum Nachdenken angeregt.





Am Abend wurden wir wieder in einer Jugendherberge untergebracht. Dort gab es sage und schreibe nur acht Betten pro Zimmer. Darin fanden acht Läufer mit deren Gepäck und 16 Laufschuhen ausreichend Platz. Zum Glück gab es auch noch knarrende Fußböden, so dass es auch dann noch etwas für mich zum Hinhören gab, auch wenn keiner mehr im Raum schnarchte. Soweit ich das beurteilen kann, war auch das Personal in dieser Herberge stark beeindruckt, welche Mengen eine Gruppe Läufer essen können.

Heute habe ich 144 Fotos geschossen und 45,7 Kilometer zurückgelegt.

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Tag 3: Montag

Gemünd – Bahnhof Ahrdorf

Die Route des dritten Tages

Wilma Dierx hatte Geburtstag. Der Tag begann daher damit, dass wir am frühen Morgen unseren deutschen Lauffreunden niederländische Lieder beibrachten. Aber auch ohne diese Lieder hätte jeder gewusst, dass sie heute Geburtstag hat, denn jeder, der Wilma kennt, schickte ihr an dem Tag eine SMS. Und da ein Geburtstag nun mal um Mitternacht beginnt, konnte man in der ganzen Nacht einen schönen Klingelton hören. Schade, dass Wilma uns nicht erzählen wollte, was in den SMS stand. Wir erfuhren lediglich, dass Wim de Kwant in den Ardennen eine gigantisch gute Zeit über 101 km gelaufen hatte.

Im Vorjahr hatten wir regelmäßig Schwierigkeiten damit, die Route zu finden. Der Webseite vom Eifelsteig nach sei dieses Manko nun behoben. Ich möchte daher bereits vorab erwähnen, dass die Route nun in der Tat hervorragend gekennzeichnet und ausgeschildert ist. Unser Organisator Helmut hatte deshalb dafür gesorgt, dass die Route auch als Datei für unsere Garmins zur Verfügung stand. Da wir am dritten Tag in zwei Gruppen starten würden und das letzte Teilstück der Route ein wenig geändert werden musste, lud ich mir auch die Datei in meine Laufuhr. Als ich daher mit meiner zweiten Gruppe loslief, habe ich mich von Anfang an auf das GPS verlassen. Bereits nach 200 Metern hatten wir uns dann auch prompt sofort völlig verlaufen. Danach habe ich nicht mehr nur auf das GPS, sondern auch heimlich auf die Beschilderung geachtet und somit verlief der Rest der Route fehlerlos. Es war erneut ein atemberaubender Parcours, komplett anders als am Vortag und selbst auch noch ein bisschen heißer. Das ideale Ziel des heutigen Tages wäre Blankenheim gewesen. Hier gab es jedoch keine Übernachtungsmöglichkeit, weshalb wir weiter bis zum Bahnhof Ahrdorf laufen mussten.









Das Stück ab Blankenheim war nicht mehr ausgeschildert. Wir hatten den Läufern, die uns nach drei Tagen verlassen würden, versprochen, so früh wie möglich in Ahrdorf zu sein. Es war daher meine ehrenvolle Aufgabe, um diese Gruppe gemeinsam mit meinem GPS an ihr Endziel zu bringen. Der Rest der Gruppe blieb daher noch ein wenig auf der Terrasse des Eissalons in Blankenheim sitzen. Die von mir gewählte Route wich zwar ein wenig von der eigentlich geplanten Route ab, war dafür aber umso einiges schöner. In Blankenheim wurde uns nochmals nahegelegt, dass wir für ausreichende Mengen an Wasser für unsere letzten 15 Kilometer denken mussten. Anhand des Gewichts meines Camelbaks ging ich davon aus, dass ich mehr als genug bei mir hätte. Wahrscheinlich habe ich nur das Gewicht an Verantwortung, das auf meinen Schultern lastete, gefühlt… Daher war ich froh, dass wir unterwegs wieder an einem Friedhof vorbei kamen. Nachdem ich dort gierig einen guten Liter verschlang, habe ich auch noch eine weitere Flasche aufgefüllt. Nachdem wir wieder losgelaufen sind, musste ich jedoch feststellen, dass das Wasser eine sehr eigenartige Farbe hatte. Ich habe mir einfach eingeredet, dass es sich dabei um zahlreiche gesunde Mineralien handeln musste.







Exakt zur vereinbarten Uhrzeit konnte ich die Gruppe nach 59,3 Kilometern und 1350 Höhenmetern am Bahnhof Ahrdorf abliefern. Es wunderte mich sehr, dass wir mehr oder weniger im Nichts ein derartig großes Bahnhofsgebäude vorfanden. Und noch mehr wunderte mich, dass wir nirgends Schienen sahen. Erst später habe ich erfahren, dass der Bahnhof mit 800 Meter Bahnsteig während des ersten Weltkriegs gebaut wurde, um hier innerhalb von kürzester Zeit so viele Pferde wie nur möglich ein- und auszuladen, damit dieser an der Front kämpfen konnten. Nun ist das Gebäude von einer sehr begeisterungsfähigen Frau in eine Art Konferenzmöglichkeit verwandelt worden. Da wir die einzigen Gäste waren, hatten wir auch freie Zimmerauswahl. Jeder suchte sich also ein geeignetes Schlafplätzchen aus. Das Abendessen war natürlich auch großartig. Es handelte sich um eine vegetarische Mahlzeit, für die nur Produkte aus eigenem Anbau verwendet wurden. Ich lehne ein leckeres Stück Fleisch sicherlich nie ab, im Gegenteil, aber wenn alle vegetarischen Gerichte so lecker und so abwechslungsreich wären, würde ich gerne ab und zu ein Vegetarier sein wollen. Außerdem hatten wir an dem Abend Besuch von Peter Borsdorff, der die schöne Aktion "Running for Kids" leitet.

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Tag 4: Dienstag

Bahnhof Ahrdorf – Gerolstein

Die Route des vierten Tages

Das Frühstück war entsprechend wieder ein Gaumenschmaus. Neben Brötchen, Aufschnitt und Käse gab es auch Müsli aus eigener Herstellung. Ich habe dort gelernt, dass für das Müsli der Hafer nur in seiner natürlichen Form, nämlich als ganzes Korn und nicht als zarte Flocke, verwendet wird. Um Flocken herzustellen, muss das Korn in einer Mühle gemahlen werden. Jetzt wissen wir Läufer aber auch, dass jede Menge Werkzeug benötigt wird, wenn sich mal Nüsse oder Rosinen in die Mühle verirren, da die Mühle dann komplett auseinandergeschraubt werden muss. Um das zu verhindern, ist es wohl wirklich ratsam, erst die Bedienungsanleitung zu lesen, da diese widergibt, wofür man was und wie benutzen darf.





Während dieser Etappe haben wir keine einzige Markierung gesehen. Später erst erfuhren wir, dass wir mittlerweile durch ein anderes Bundesland liefen, in dem es mit der Beschilderung des Eifelsteigs noch ein wenig hapert. Demnach mussten wir hier doch unseren GPS vertrauen, was an und für sich sehr gut geht. Da das GPS jedoch ohne Kartenmaterial funktioniert, mussten wir an manchen Kreuzungen rätseln, in welche Richtung es wohl weiter geht. Wenn man daher berücksichtigt, dass manche Entscheidung nicht leicht und auch zum Teil auch richtig falsch waren, haben wir dem Lauf an diesem Tag eine weitere Dimension verliehen. An diesem Tag habe ich zwar nur 64 Fotos geschossen, aber alles in allem war es ein sehr schöner Abschnitt in diesem Lauf.





Zu gegebener Zeit streiften wir ein Dörfchen und kamen wir auf die Idee, dort kurz zu verweilen. Eine gemütliche Terrasse war dann auch schnell gefunden. Ich bin jemand, der gerne, gut und viel isst. Während des Laufens ist diese Leidenschaft jedoch auf ein Minimum reduziert. Andere Läufer sind da ganz anders. Mit der Menükarte in der Hand wurden dann auch sämtliche überraschend Kombinationen gewählt. Die wundersamste Kombination aus meiner Sicht war dann auch Erbsensuppe (in der Tat mit Wursteinlage) und hinterher ein dickes Stück Apfelkuchen mit Sahne.



Nachdem alle hungrigen Mäuler gestopft waren, konnten wir unsere Tour fortsetzen. Nach drei Kilometern mussten wir jedoch feststellen, dass wir Bram verloren hatten. An so einem Punkt ist guter Rat teuer. Da haben wir beschlossen, dass Erwin und Markus zurücklaufen sollten, um Bram zu suchen. Dieses soziale Verhalten ist natürlich auch von Nöten, immerhin hatten wir einen unserer Läufer verloren. Es ist schließlich nicht so, dass jemand nur langsamer hinterher läuft, sondern den Weg wahrscheinlich völlig aus den Augen verloren hat. Wenn man daher meint, einfach wieder zurückzulaufen, bleibt es natürlich fraglich, ob dass auch sinnvoll ist. Daher waren wir nach einer weiteren halben Stunde auch noch Erwin und Markus los. So habe ich mich dann auch noch auf die Suche begeben. Erwin und Markus hatten Bram in der Zwischenzeit gefunden. Er war wohl kurz auf Toilette, als wir ohne hin weitergelaufen sind. Glücklicherweise bin ich dem Dreiergespann nach kurzer Strecke also wieder begegnet und liefen wir gemeinsam zurück zu den auf uns wartenden Läufern. Und siehe da, die Gruppe war nun bereits auch schon losgelaufen.





Nach der Hälfte der Etappe bekam ich Halsschmerzen und hatte innerhalb kürzester Zeit meine Stimme verloren. Es war endlich mal ruhig! Aus logistischen Gründen erwarteten wir unsere Versorgungsstelle bei Kilometer 40 und damit circa 8 Kilometer vor unserem heutigen Tagesziel entfernt. Als wir dort ankamen, konnten wir das Ziel bereits sehen. Es kam uns daher sehr befremdlich vor, dass wir noch weitere 8 Kilometer zurücklegen sollten, um es zu erreichen. Auf der einen Seite von Gerolstein liegt ein Höhenzug mit drei Gipfeln. Warum sollte man die nicht noch erobern, anstatt direkt geradeaus zu laufen?



Nach 47,2 Kilometern und 1400 Höhenmetern standen wir dann auf der Matte der Jugendherberge.

Meine Halsschmerzen hatten weiter zugenommen, so dass ich nach dem Essen froh war, in mein Etagenbett zu kriechen. Im Laufe der Nacht ging es mir immer schlechter und bekam ich zudem noch Fieber hinzu. Während dieser unruhigen Nacht kam mir der Gedanke auf, dass dies womöglich meine letzte Etappe gewesen sei.

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Tag 5: Mittwoch

Gerolstein – Manderscheid

Die Route des fünften Tages

Während des Frühstücks fühlte ich mich wirklich hundeelend. Und das war mir sicherlich auch deutlich anzusehen. Verschiedene erfahrene Läufer rieten mir daher an, nicht zu starten an diesem Tag. Glücklicherweise bin ich nicht nur ein kleines Bisschen stur. Entgegen aller Ratschläge beschloss ich daher, es wenigstens zu probieren. Ich fühlte mich zwar nicht prima dabei, aber es ließ sich einigermaßen aushalten. Nach 25 Kilometern kamen wir in dem Örtchen Daun an. Die Mehrheit der Gruppe hatte sich vorgenommen, im Ort eine schöne, längere Pause zu machen. Ich teilte diesen Gedanken nicht wirklich und wollte lieber weiterlaufen. Am Ortseingang fanden wir einen Supermarkt vor und ich beschloss, dort eine Flasche Cola zu kaufen, um danach den Lauf fortzusetzen. Bram und Erwin wollten mir gerne Gesellschaft leisten. Aber wie so oft, gute Vorschläge werden auch von anderen dankend angenommen. Die Kassiererin wurde daher von einer ganzen Meute ungepflegter Männer belagert, die dort alle in ihren kurzen Hosen standen und deren Beine mit Staub und Schlamm bedeckt waren. Wir wollten alle Bananen, Schokolade und eine Flasche Cola kaufen. Geduldig erklärte sie jedem einzelnen von uns, dass es nicht erlaubt sei, Colaflaschen aus Sixpacks zu entnehmen.











Bevor wir die Etappe fortsetzten, ist es mir noch gelungen ein Foto von dem Raum zu schießen, in dem Leergut angenommen wird. Wenn man dieses Foto sieht, könnte man glatt meinen, dass es einem Bericht über Obdachlose in einer größeren Stadt entstammt.

Ich beging einen großen Fehler – unbeabsichtigt und unbemerkt – wie sich später herausstellte. Ich hatte mir eine zwei-Liter-Flasche Cola gekauft, von der ich selber nur 1,5 Liter trinken konnte. Den Rest habe ich meinen Mitläufern angeboten, die davon auch fleißig Gebrauch machten. Das waren genau diejenigen, die sich anderthalb Tage später ebenfalls über Halsschmerzen etc. beklagten.

Nach einem schönen Slalom durch das Zentrum von Daun, wo auch noch Markt war, ging es weiter Richtung Maare. Das sind Kraterseen in der Vulkaneifel. Aufgrund eines kleinen Fehlers, der mir beim Ablesen der GPS-Daten unterlief, hatten wir die einmalige Gelegenheit, das erste Maar sowohl von links als auch von rechts zu umrunden.





Nach einer erneuten reizvollen Route änderte sich die Landschaft und trafen wir einige knackige Hügel und schmale Pfade vor. Gegen Ende erblickten wir Manderscheid. Nachdem wir Manderscheid durchquert hatten, mussten wir nach meinem GPS noch circa 4 Kilometer weiterlaufen. Aber auch dieses kurze Stück entpuppte sich als einzige Klettertour. Wie eine Fata Morgana erblickten wir anschließend unser Etappenziel: den Kapellenhof. Das war wirklich eine große Überraschung, denn nirgends ließ sich vorher Bebauung ausmachen. Laut GPS mussten wir mussten wir an einer Stelle den Bergpfad verlassen und erblickten wir an dieser Stelle eine große Weide und hinter der Weide einen großen Bauernhof. Wunderschön und das Schönste war, dass sie dort Betten mit normalem Format haben, die auch bereits frisch bezogen waren. Auch hatte die Bäuerin extra für uns gekocht. Glücklicherweise war sie es gewohnt, für hart arbeitende Landarbeiter zu kochen, somit fielen die Portionen etwas größer aus.





Schlussendlich konnte ich an diesem Tag trotz Fieber 56,2 Kilometer und 1820 Höhenmeter zurücklegen. Die Kombination aus Essen und einem Bett, in das ich endlich mal anständig hineinpasste, sorgte dann auch dafür, dass ich hervorragend schlafen konnte und mit am nächsten Tag auch gleich weitaus wieder besser fühlte.

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Tag 6: Donnerstag

Manderscheid – Bruch

Die Route des sechsten Tages

Für den sechsten Tag war nur eine kurze Etappe vorgesehen. Nach meiner Planung sollten nur 33 Kilometer zurückgelegt werden. Auch das vorhergesagte Wetter (22 Grad und Schauer) sollte für uns angenehmer werden. Für mich also ideale Umstände, um mich weiter zu erholen, auch wenn mir die Vorstellung von "nur" 33 Kilometern gar nicht gefiel.





Es war etwas mühselig, den richtigen Bergpfad wieder zu finden, aber auch das ist uns schlussendlich gelungen und befanden wir uns wieder auf der richtigen Route. Nach schätzungsweisen 15 Kilometern erreichten wir das Kloster Himmerod. Wieder ein malerisches und imposantes Gebäude inmitten der Natur. Auch gab es darin ein Restaurant, das für seine Forellen bekannt ist. Wieder beschlossen einige Läufer, hier eine längere Pause einzulegen, um eine Forelle zu verspeisen. Wie schon bereits erwähnt, ich habe überhaupt nichts gegen kulinarische Highlights einzuwenden. Allerdings kann ich diese nicht genießen, wenn sie in die Mitte eines Laufs fallen. Gemeinsam mit fünf anderen Läufern habe ich somit beschlossen, diese Pause zu überschlagen.



Die Landschaft war auch an diesem Tag wieder komplett anders als am Vortag. Zu gegebener Zeit blickten wir hinter uns und sahen, dass es auf einer Bergspitze, über die wir schon gelaufen waren, kräftig zu regnen begann. Abends hörten wir, dass der zweite Teil der Laufgruppe sich zu diesem Zeitpunkt exakt auf diesem Berg befand und dass es nicht nur geregnet, sondern auch kräftig gehagelt hatte. Tja, Fisch muss schwimmen, sagt man auch, oder?



Das Dörfchen Bruch stellte unser heutiges Tagesziel dar. Auf dem letzten Teilstück hatten wir mal wieder massive Probleme, die Route zu finden. Zu guter Letzt mussten wir selbst einen Kilometer durch ein mit Brennnesseln überwuchertes Terrain laufen. Im Nachhinein erst haben wir erfahren, dass wir diese Schwierigkeiten hatten, weil es nämlich noch gar keine Route gibt. Als wir das Dörfchen Bruch erblickten, wurden auch wir von einem heftigen Regenschauer überrascht. Damit blieb uns das Auswaschen der Laufkleidung an diesem Tag erspart. Und ich hatte mir die größte Mühe gemacht, Kleidung für 7 Tage aus meinem Kleiderschrank hervorzuzaubern! Deswegen schleppte ich auch einen so großen Rucksack mit mir herum. Die erfahreneren Läufer hingegen tauchten mit einer einfachen Plastiktüte auf, in die sie eine Hose, ein Shirt und zwei Paar Socken gestopft hatten. Jeden Abend wuschen sie ihre Kleidung aus und diese war am nächsten Morgen wieder trocken. Dagegen ist gar nichts einzuwenden, denn nach nur einer Stunde Lauf waren auch meine frischen Sachen wieder schmutzig.

In Bruch sollten wir auf der Burg übernachten. Man könnte erwarten, dass man die Burg bei Erreichen des Dorfs direkt erblicken kann, dem war aber überhaupt nicht so. Es gab nur zwei Möglichkeiten; entweder ist Burg die falsche Bezeichnung oder die Burg liegt nicht im Dorf selber, sondern irgendwo außerhalb. Gemessen an unseren Erfahrungen mit der Route könnte letzteres ein Probleme bereiten. Um nun die abschließenden Worte zu sagen, als wir die Burg gefunden hatten, sind wir anstelle von geplanten 33 Kilometern doch wieder 37,5 km gelaufen.

Um es auf den Punkt zu bringen, die Burg war zauberhaft. Eine Ärztin hat ihren Beruf aufgegeben und stattdessen diese Burg gekauft. Diese ließ sie stilvoll restaurieren und zu einem Bed & Breakfast umbauen. Die gesamte Einrichtung zeigte Stil. Nach sechs Lauftagen und obwohl meine Klamotten vom Regen saubergewaschen wurden, fühlte ich mich überhaupt nicht wohl, das Haus zu betreten. Wir wurden dort herzlichst empfangen und erhielten die Aufforderung, auf der Terrasse Platz zu nehmen, um etwas zu trinken. Da ich meinen Marathon jedoch noch nicht absolviert hatte, musste ich vorübergehend dankend ablehnen. Daher bin ich noch fix sechs weitere Kilometer gelaufen. Mit der Aussicht, nach diesen Kilometern auf einer Terrasse mit herrlichem Ausblick auszuruhen, wo auch noch alle Getränke inklusive waren, bewegte mich dazu, die fehlenden 6 Kilometer in kürzester Zeit zurückzulegen.

In der Burg gab es für 10 Personen eine Übernachtungsmöglichkeit. Da wir jedoch inklusive unserer Begleiter 16 Personen waren, hatten wir für die sechs Personen ein Häuschen im Dorf gebucht. Natürlich hatten diejenigen, die zuerst am Zielpunkt angekommen waren, Vorrecht auf ein Bett in der Burg. Das würde jedoch bedeuten, dass die anderen erst in Dorf laufen mussten, um dort zu duschen und anschließend wieder zurücklaufen mussten, um mit uns gemeinsam essen zu können. Aus reinem Mitgefühl den anderen gegenüber trafen wir daher die Entscheidung, freiwillig ins Dorf zu laufen.

Nach einer erfrischenden Dusche sind wir zur Burg zurückgegangen, wo eine Mahlzeit auf uns wartete, die mir immer alleine bei dem Gedanken daran das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Was für ein phantastischer Abend! Viele Läufer schlugen vor, im nächsten Jahr einen Eifelsteiglauf zu organisieren, bei dem die Burg an jedem Lauftag Start- und Endpunkt ist. Dieser Vorschlag traf auch genau meine Vorstellungen.

Mehr Fotos vom sechsten Tag

Tag 7: Freitag

Bruch – Trier

Die Route des siebten Tages

Der nächste Morgen begann mit einem Frühstück auf der Burg. Da ich auch an diesem Tag einen Marathon laufen wollte, begann ich sogleich mit einem kurzen Lauf von unserem Ferienhäuschen aus und hatte ich damit bereits vor dem Frühstück die ersten Kilometer gelaufen.





In der Burgküche wurde uns ein Festmahl serviert und bereite die Burgfrau uns eine große Pfanne mit Speck und Ei. Wir mussten uns in zwei Speisezimmern Platz nehmen, deren Einrichtung uns den Atem nahm. Entsprechend gut gelaunt konnten wir unsere letzte Etappe antreten.

Da wieder einige Läufer zurück nach Hause mussten, mussten wir an diesem Tag einige Deadlines erreichen. Läufer musste gewisse Bahnen erwischen und auch in Deutschland warten Züge nicht! Ich hatte glücklicherweise einen Platz in dem organisierten Bus und hatte daher Gott sei Dank keinen so argen Stress. Damit hatte ich beschlossen, bei den letzten Läufern zu bleiben.





Ein derartiger Lauf gewinnt aber auch durch das stetige Suchen der Route an Charme. Lediglich an Tagen, an denen man zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort sein muss, ist die Sucherei ein wenig nervig. Und vor allem zu Beginn der heutigen Etappe war die Routenbeschreibung katastrophal. Wir erreichten ein Waldstück, in dem es zwischen den Bäumen immer steiler hoch ging. Von einem Weg war definitiv keine Rede mehr. Auf einmal hörte der Wald auf und lag unterhalb von uns eine stark befahrene Straße. Über lose Steine mussten wir mindestens 5 Meter nach unten rutschen. Es grenzt nahezu an ein Wunder, dass bis auf ein paar Schrammen nichts weiter passiert ist. Bram schreibt auf der Webseite www.ultralopen.com "Es ist schade, dass ich keine Kamera zur Hand hatte, ansonsten hätte ich gestern ein schönes Foto von Henk, der Todesangst hatte, schießen können". Das war in der Tat nicht übertrieben, so wie wir dort hinunter rutschten.









Nach diesem Drama ging der Weg jedoch sehr schön weiter und erreichten wir pünktlich, erfrischt und nach einem heftigen Regenguss auch sauber geduscht Trier. Der Lauf hörte offiziell am Ende der Brücke, über die man Trier erreicht. Wir hatten jedoch vereinbart, dass wir in einem Schwimmbad duschen konnten. Daher mussten wir noch einen weiteren Kilometer entlang des Moselufers zurücklegen. Da ich unbedingt einen weiteren Marathon laufen wollte und mich zudem auch noch verzählt hatte, beschloss ich spontan, das letzte Stück gleich drei Mal zu laufen. Schlussendlich endete mein heutiges Abenteuer nach 46,5 Kilometern und 1320 Höhenmetern unter der Dusche des Trierer Schwimmbads.



Mehr Fotos vom siebten Tag

Da ich nun ein wenig den Überblick verloren habe, folgt hier nochmal eine Tabelle, die die zurückgelegten Kilometer und Höhenmeter zusammenfasst.

  Entfernung Höhenmeter
Tag 1

43,8 1110
Tag 2 45,7 1710
Tag 3 59,3 1350
Tag 4 47,2 1400
Tag 5 56,2 1820
Tag 6 43,4 1060
Tag 7 46,5 1320
Insgesamt 342,1 9770

Mit anderen Worten, ich habe einen Marathon sowie 300 Kilometer zurückgelegt. Dabei hatte ich das Glück, mich in netter Gesellschaft zu befinden, mit der ich ein wunderschönes Stückchen Erde entdecken konnte, dass nur einen Steinwurf von meinem Haus entfernt liegt. Was kann sich der Mensch mehr wünschen? Ich freue mich daher bereits jetzt darauf, dass ich 2009 wieder am Eifelsteig teilnehmen kann.

Ich möchte außerdem gerne auf die Fotos von Markus Theissen hinweisen.

 

Henk Geilen
www.loopplezier.tk
home.hccnet.nl/h.geilen/index.htm

 

aus dem Niederländischen übersetzt von Christine Kempchen!



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