Bericht vom Monschau-Marathon
8. August 2004

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Der Monschau-Marathon gehört seit Jahren zu meinem Standard-Programm. Emotional ist er sicher auch ein Saisonhöhepunkt, aber nicht läuferisch. Bestzeiten kann man in Monschau natürlich nicht laufen. Nach meiner Monschau-Bestzeit in 2002 hatte ich meine Saison auf den Rennsteiglauf ausgerichtet und wollte in Monschau laufen und viel Spaß dabei haben.

Im Rahmen eines Wortgefechtes zwischen Gisela und mir ergab sich nun eine Wette. Gisela hat zwar eine Marathonbestzeit von 3:09 (und damit schlägt sie meine 3:13), allerdings ist diese schon ca. 20 Jahre her (und nicht 2 Jahre wie meine). Nach langer Marathon-Abstinenz wollte sie nun gegen mich antreten und weniger als 30 min nach mir ins Ziel einlaufen. Wetteinsatz sollten 6 Flaschen Bio-Wein sein.

Gisela
Gisela

Nun ja, das war schwierig. Wie schnell würde ich laufen müssen, um 30 min vor ihr im Ziel zu sein? Welche Zeit traute ich ihr zu? Gisela nahm den Mund ziemlich voll, ich aber auch. Es entwickelte sich über Wochen hinweg eine psychologische Wettkampfführung (das Wort Kriegsführung vermeide ich bewußt), die durch kürzere, vorbereitende Wettkämpfe unterfüttert wurde.

Bei den 10 km-Läufen im Rahmen des Rur-Eifel-Cups wurde Gisela immer schneller, ich aber auch. Unser Abstand im Ziel lag bei ca. 5 min. Hochgerechnet auf einen Marathon waren dies deutlich weniger als 30 min, aber ich schätzte meine Ausdauerfähigkeit deutlich besser ein. Immerhin war ich dieses Jahr schon 4 Marathons und den langen Kanten des Rennsteigs gelaufen.

Ich plante eine Zeit von 3:15 h, aber auf jeden Fall unter 3:30 h, weil Gisela unter 4:00 h bleiben wollte. Aber wie weit unter 4 Stunden hatte sie nicht gesagt.

Zwei Wochen vor dem Lauf passierte es dann:
Gisela blieb mit ihrem kleinen Zeh am Schrank hängen. Gebrochen.
Doch Gisela ließ sich nicht schocken, schnitt einen Laufschuh an der Seite auf und lief am nächsten Wochenende einen Testwettkampf. Ach was, einen, direkt drei, um auch 100 prozentig sicher zu gehen.
Von der Wette wollte sie aber nicht ablassen.

Giselas Schuh
Giselas Schuh

Für unseren Lauftreff ist der Monschau-Marathon immer ein besonderes Ereignis. Georg kommt traditionell aus dem östlichen Westfalen angereist; Ingo kommt aus Köln. Am Vorabend treffen wir uns zur Pasta-Party, wozu auch unser Fan-Club eingeladen ist. Auch zum Frühstück treffen sich schon einige um 6:00 Uhr, bevor es dann um 6:30 Uhr los geht Richtung Monschau.

Vor dem Start
Vor dem Start

Von Aachen nach Monschau sind es 25 km und um die Zeit ist die Strecke frei. Gegen 7:00 Uhr sind wir dann in Monschau. Die Startnummern haben wir schon, es fehlt also nur noch der obligatorische Toilettengang und das Warm-Up.

Start
Der Start

Dann geht es auch schon los. Schnell schließe ich zu Lukas auf, der weiter vorne steht und mit dem ich zusammen laufen wollte. Er legt ein Höllentempo vor, die ersten km unter 4 min. An der Gefällstrecke hängt er mich ab, weil mir das Verletzungsrisiko zu groß ist. In Monschau habe ich ihn wieder eingeholt und gemeinsam geht es weiter, immer den Bach entlang.

Lukas
Lukas

Doch nach 10 km merke ich, daß mich das Tempo überfordert. Ich schalte einen Gang runter und lasse ihn ziehen. Und auch viele andere ziehen an mir vorbei. Aber der Lauf ist noch lang und ich muß wieder zu Kräften kommen.

Als die Halbmarathonmarke erreicht ist, merke ich, daß es wieder geht. Ich nehme das Tempo des 'Feldes' wieder auf, soweit man hier noch von 'Feld' sprechen kann. Es läuft wieder gut, aber ich merke, daß es wärmer wird.

Bald finde ich wieder jemanden, mit dem ich ein paar Kilometer zusammen laufe und ins quatschen komme. Er ist Belgier, war gestern noch in Südfrankreich und muß morgen wieder in Brüssel arbeiten. Dazwischen noch eben ein Marathon. Alle Achtung.

Gleich kommt Peters Stand
Gleich kommt Peters Stand

Langsam nähern wir uns km 28. Hier ist der Verpflegungsstand meines Freundes Peter. Letztes Jahr hatte Gisela hier noch ausgeholfen und mich mit Eis verpflegt, ihr erinnert euch?

Helmut Hardy im Liegestuhl
Helmut im Liegestuhl bei km 28

Für solche Scherze ist dieses Jahr keine Zeit. Deshalb habe ich mir ein Eis im Hörnchen erbeten. Als wir uns nähern, suche ich mit meinen Augen nach Peter, um mich dann bemerkbar zu machen. Wir finden uns, er gibt mir mein Eis und ohne Verzögerung geht es weiter. In der Tat gehen wir kurz, denn ich muß noch die Verpackung abmachen, wobei leider auch ein Teil des Eises verloren geht.

Helmut  Rainer
Helmut und Rainer

Wir laufen weiter nach Kalterherberge, wo mich der Belgier dann alleine läß. Die Nachtfahrt und die Sonne haben wohl doch Spuren hinterlassen und sein Bestzeitenwunsch ist nicht zu halten.

Jetzt habe ich den Kopf wieder frei (leider) und fange an zu rechnen. Die 3:15 sind schon lange weg, aber die 3:30 locker drin. Soll ich noch meine Monschau-Bestzeit von 3:27:01 angreifen? Ach nein, meine Motivation ist schon lange weg.

Locker laufe ich weiter. Hoch die Steigung am Leyloch, mit einer kurzen Gehpause in einem sonnigen Abschnitt. Oben wieder kurz verpflegt, und weiter Richtung Mützenich. Dort hat wohl jemand von unserer Wette erfahren und feuert mich an.

Der Fanclub wartet schon
Der Fanclub wartet schon

Jetzt ist es nicht mehr weit bis ins Ziel. Nochmal die Straße bergab, ein steiles Stück bergan, die Kirche schon im Blick, dran vorbei auf die Zielgerade und ins Ziel.

Helmut auf der Zielgeraden
Helmut auf der Zielgeraden,
Bettina hinterher

Jetzt heißt es warten, auf Gisela. Erst bei ihrer Zielankunft wird sich zeigen, was meine Zeit wert ist.

Wiederbelebungsversuche
Wiederbelebungsversuche

Ich lasse meine Stoppuhr weiter laufen, um die Differenz zwischen Gisela und mir genau zu stoppen. Irgendwann sind 25 min vorbei, ich bin gut erholt und meine Spannung steigt.
27 min - immer noch nichts zu sehen von Gisela. Aber Rainer kommt gut gelaunt ins Ziel.
Wir gehen Richtung Kirche und setzen uns in den Schatten. Meine Uhr zeigt 28, 29 und schließlich 30 min an. Wette gewonnen!

Gisela
Gisela

Nach weiteren 15 min kommt Ingo ins Ziel, und wir hätten ihn fast übersehen. Denn auch Gisela ist mittlerweile zu sehen, 30 sec hinten Ingo.

Sylvie
Sylvie

Sylvie hat sich wohl im ersten Teil übernommen und dann sehr zu kämpfen. Erschöpft kommt sie ins Ziel, spricht aber 5 Minuten später schon von ihrem nächsten Marathon.

Im Ziel
Sylvie, Rainer und Helmut im Ziel

Erst nach dem Lauf erfahre ich, daß ich bei km 28 ein wichtiges Schild übersehen habe:

Peters Schild
Peters Schild
Durch das Eis war ich so abgelenkt, daß ich es nicht bemerkt hatte.

Ach ja, Gisela bekommt noch eine Chance. Beim Hamburg-Marathon 2005 wird es eine Neuauflage unserer Wette geben.

 

Helmut



Ergebnisse:
Lukas Küpper3:16:43
Helmut Hardy3:28:00
Rainer Gerlach3:55:21
Ingo Schwieren4:15:20
Sylvie Honnet4:29:07
Herbert Aretz4:38:36

Gisela Maubach4:15:57


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